10.7.2024

Maxime Open 2024 - Tag 2

Auch in Rheinhessen kann man mit dem Bus von Weingut zu Weingut fahren und eine Menge probieren: Unser zweiter Tag bei der Maxime Open 2024 an der Rheinfront. Wir waren in Schwabsburg, Dexheim und nochmal in Nierstein unterwegs.

Ein Blick auf die Weinberge am Roten Hang bei Nierstein mit den Lagen Pettenthal und Hipping. Im Vordergrund sind die Reben in geordneten Reihen zu sehen. Im Hintergrund fließt der Rhein durch die Landschaft, begleitet von einem Himmel mit einigen Wolken bei Sonnenuntergang.

Um dem Gemecker am Handgelenk ob der zu wenigen Schritte ein Schnippchen zu schlagen, startet der zweite Maxime Open 2024 Tag mit einem Spaziergang von Nierstein nach Schwabsburg. Das Wetter meint es heute gut mit uns und all den Anderen hier, denn schon früh brennt die Sonne in den Roten Hang. Es sind diese Momente, in denen der Respekt vor der Arbeit der Winzer noch ein kleines Stückchen größer wird, denn trotz Wind und angesagten (aber von mir mangels Thermometer nicht gemessenen) knapp 24 Grad Celsius, ist es ganz schön warm hier. Und rot. Der Rote Hang macht mit dem eisenhaltigen und daher roten Boden seinem Namen alle Ehre. Einen kurzen Check auf den Informationstafeln später wissen wir, dass da erst Ölberg, dann Heiligenbaum und schließlich Orbel zu unserer Rechten in der Sonne brutzeln, bevor wir in Schwabsburg beim Weingut F.E. Huff ankommen und in den Verkostungstag starten. Die sicherlich bekannteren Namen wie Hipping und Pettenthal, die man auch im Titelbild sieht, liegen zu diesem Zeitpunkt weit in unserem Rücken direkt am Rhein. Wer jetzt überhaupt keine Ahnung hat, wo wir eigentlich gerade sind und was hier passiert, der startet optimalerweise im Bericht zu Tag 1. Das hilft beim Kontext.

Der Sonntag ist erfahrungsgemäß bei so einer Veranstaltung der Tag, an dem sowieso weniger los ist. Dass wir aber die ersten Minuten alleine im Hof stehen, ist dann doch ziemlich unerwartet. So leer wird es nicht lange bleiben. Wir nutzen aber die Gunst der Stunde und starten bei Lisa Bunn beziehungsweise inzwischen Bunn Strebel. Alle Weine kommen hier aus dem Holzfass. Der Nierstein Riesling vom Rotliegenden 23 ist, wie so viele Weine aus 2023, noch leicht hefig, jung und unsortiert. Die Kräuterigkeit blitzt aber schon zwischen der Hefe durch. Der Hipping 22 zeigt dann, das so ein Jahr Reife sehr gut tut. Und natürlich ist der Wein insgesamt eine Stufe drüber. Die Säure ist super fruchtig und da ist richtig viel Stein. Sehr lang. Das ist ein richtig guter Start in den Tag. Die Grauburgunder Reserve 21 ist vielleicht der beste Grauburgunder dieses Wochenendes. Das Holz ist da, aber super eingebunden und die Struktur ist einfach großartig. Der Wintersheim Spätburgunder 22 ist eher schlank, mit feiner Kirsche und sehr feinkörnigem Gerbstoff. Der Fraugarten Spätburgunder 20 hat da deutlich mehr Wumms. Hinter dem leichten Stinker ist eine ganze Schüssel voll Cassis, viel Frische und Struktur. Die wirklich guten Portugieser kann man wohl mit seinen Fingern zählen. Diese Portugieser Reserve 20 ist einer davon. Soweit man das an einem Sonntagvormittag eben beurteilen kann. Da ist Früchtetee, dann ziemlich viel, sehr dichter Grip, der dann aber von der frischen Säure abgeräumt wird. Ich mag das sehr. Wie schon am ersten Tag legen die ersten Weine die Messlatte ziemlich hoch. Weiter geht es für uns beim Gastgeber F.E. Huff. Die aktuelle Generation im Weingut sind Christine Huff, die ausschenkt und erklärt, und Jeremy Huff-Bird, der weiter vorne im Hof hinterm Grill steht. Jeremy kommt aus Neuseeland und das sieht man der Flasche Blue Bird Riesling Kabi 23 direkt an. Zumindest wenn man nah genug an den Vogel ran geht um die Maori Zeichnung erkennen zu können. Auch von weiter weg ist Kabi eigentlich nie verkehrt, auch wenn ich ein bisschen mehr Säurezug gerne gemocht hätte. Die Mittrinkerin freut sich über Yellow Bird Sauvignon Blanc 22, ich bin noch nicht bereit für Maracuja und grüne Paprika. Das ist okay. Der Schwabsburg Riesling 22 ist enorm saftig, zieht die Zunge zusammen und hat dann richtig Zug. Das ist schön. Noch ein bisschen schöner ist der Rabenturm Riesling 22. Der ist im Prinzip der Schwabsburg Riesling, nur mehr. Das ist dichter, konzentrierter, intensiver. Das ist schon richtig gut. Und jetzt wissen wir auch, dass der Rabenturm, beziehungsweise Burg Schwabsburg, eben jener Steinturm ist, den wir schon beim morgendlichen Spaziergang in den Weinbergen sehen konnten. Der Sauvignon Gris Reserve 21 ist erst grün und entwickelt dann immer mehr Cremigkeit und Würze. Das ist unerwartet, ungewöhnlich, aber ziemlich cool. Das Weingut Bernhard steigt ins Rennen um die bestaussehendsten Flaschen weit vorne mit ein. Sehr schick. Der Rosé 71|95 aus 2023 fängt mir erst zu Rosé an, bekommt dann aber eine Struktur und Feinheit, die ich ziemlich mag. Die Scheurebe 23 ist dezent, eher dunkelfruchtig und salzig. Terassenwein. Der Chardonnay 22 Limited Edition war eigentlich für eine Cuvée gedacht, hat da aber nicht so richtig gepasst. Weil er sich in einem Jahr auf der Vollhefe aber richtig gut entwickelt hat, steht die Flasche jetzt hier. Man spürt die Zeit auf der Vollhefe, die Struktur ist super, das ist cremig, würzig und hat trotzdem viel Frische. Der Wolfsheimer Grauburgunder 22 ist schon der zweite tolle Grauburgunder an diesem noch jungen Tag. Das hatte ich so nicht auf dem Zettel. Das ist saftig, mit feiner Frucht und ganz viel Klarheit. Unerwartet schön. Der Souvignier Gris 23 von Eva Vollmer hat viel Frucht und auch viel Struktur. Ich glaube ich fände ihn noch besser, wenn er noch einen Touch mehr Zug hätte. Die Scheurebe 2022 hat Stein, Pfirsich und viel Cassis. Sehr schön. Der Smoking Flamingo Rosé Fumé 23 ist einer der Weine dieses Wochenende für den Gläser an uns vorbei gereicht werden mit “das Etikett, das muss ich probieren”. Zumindest so lange bis die Leute dann hören, dass das Dornfelder ist. Die Reaktion im inzwischen ganz gut gefüllten Proberaum zeigt deutlich wie kaputt so ein Rebsortenruf sein kann und wie schwer es dann ein solcher Wein hat. Nichts was einen schwäbischen Trollingertrinker schocken könnte. Und das (überhaupt nicht süße) Kirschbonbon mit Rauch, das mir da aus dem Glas entgegen kommt, gefällt mir tatsächlich ziemlich gut. Der Kalkstein 23 Riesling von Rettig hat viel gelbe Rieslingfrucht und genausoviel unsortierte Hefe. Egal, denn der Mostein 21 mit seinem Zug, seiner fast orangenen Zitrussäure und dem Touch Multivitaminsaft ist richtig stark. Der Bechtheim Pinot 20 hat eine tolle Kirschfrucht, ist intensiv und ein bisschen struppig und schmeckt dann auch genau so. Auch schön. Der Magen grummelt und meldet Mittagessenszeit in Richtung Hirn. Ein Glück, dass Jeremy am Grill steht. Ihr erinnert euch. Der Linsensalat (nicht vom Grill) ist super und die selbstgemachte Wildbratwurst (vom Grill) ist noch superer. Bratwurst kann so geil sein. Nur das Lippe-daran-Verbrennen, das hätte nicht sein müssen.

Einen ganz kurzen Fußmarsch später erreichen wir den nächsten Huff. G.G. Huff um genau zu sein. Bei Fogt ist Platz im Schatten und damit ist das unser Startpunkt hier. Der Crémant Brut Nature aus Chardonnay und Pinot mit seinen zwei Jahren auf der Flasche ist mit viel Brioche und Zug ein toller Anfang. Der Siefersheim Riesling 23 ist kräuterig und, ihr ahnt es schon, noch ein bisschen unsortiert. Genau so geht es dem Riesling Goldenes Horn 23. Man spürt aber deutlich, dass das der viel dichtere, würzigere Wein ist. Ein echter Spaßwein ist der Onkel Doktor 23, eine Hommage an Georg Scheu, allerdings als Cuvée mit einer Hälfte Riesling und der anderen Hälfte Scheurebe. Diese Reihenfolge meint man auch zu schmecken. Erst knackig, dann mit Scheu-Aroma. Gewinnt den Preis für das beste Einzelflaschendesign. G.G. Huff Nierstein Roter Hang 23 teilt sein Schicksal mit den beiden Flaschen davor. Knackig, straff und irgendwie unfertig. Der Pettenthal 22 ist da weiter. Sortiert, dicht, intensiv. Und der Hipping Alte Reben 22 schafft es tatsächlich, noch eine Schippe drauf zu legen. Noch dichter, noch intensiver, ein Wein auf dem man kauen will. Sehr schön. Bei Schmitt probieren wir einen raren, reinsortigen Schwarzriesling, zumindest für Rheinhessen. Hier in Württemberg gibt es das ja öfter mal. Der Winzer meint, dass er den Wein nur in guten Jahren macht und Schwarzriesling ziemlich viel Arbeit für ihn bedeutet. 2020 war wohl so ein gutes Jahr. Tolle Struktur, tolle Frucht. Der Blanc de Blancs Brut Nature von Flick startet mit Hefegebäck, ein bisschen Seife, die dann immer mehr zu Mirabelle wird und viel Cremigkeit. Das ist stark. Der Morstein 22 ist steinig, würzig und eher sanft in der Säurestruktur. Bleibt ewig auf der Zunge. Der Silvaner Goldenes Horn 21 ist ebenso ein kompletter Strukturwein. Schmeckt ein bisschen nach Holzfass, hat aber nie Holz gesehen. Das ist mineralisch, intensiv und richtig gut. Tolle Kollektion. J. Neus hat auch Schaumwein dabei. Der Blanc de Noirs Brut Nature 2019 Jahrgangsschäumer überzeugt mit roten Beeren, Brioche und ordentlich Textur auf der Zunge. Die beiden Ortsweine aus Ingelheim sind mindestens genauso gut. Der Ingelheim Spätburgunder 21 eher dezent in der Nase, schlank und dann enorm saftig in der Frucht. Der Ingelheim Chardonnay 22 mit viel gepufftem Getreide, etwas Reduktion, gelber Frucht und leichtem Holz. Schön. Und ausgerechnet Braunewell ist dann ohne Schaumwein angereist. Zumindest für die Besucher. Auf dem Tisch steht nämlich, für das Salz in der Wunde der Enttäuschung, eine Flasche Blubber im Geschenkkarton. Fürs Gastgeberweingut. Ich prangere das an, hier und auch vor Ort. Der Essenheim Kalkstein Riesling 22 tröstet darüber hinweg. Eine lange Symbiose aus knackiger Säure und cremiger Frucht, die immer fruchtiger zu werden scheint. Der Teufelspfad Grauburgunder 22 aus über 50 Jahre alten Reben ist dann Grauburgunder-Highlight Nummer 3 an diesem Tag. Es geht cremig und mit gelber Frucht los, wird dann cremiger, nur um dann noch cremiger zu werden. Sehr gut. Ein Glück mochte der Opa Ruländer und niemand hat sie in der Zwischenzeit aus dem Boden gerupft. Wir beenden die Station mit einem Schluck Scheurebe Kabi.

Es folgt der für so ein Wochenende unvermeidliche Moment, in dem einem der Bus direkt vor der Nase davon fährt. Wir nehmen es mit Humor und haben Glück, die nächste Mitfahrgelegenheit erreicht uns nach nichteinmal fünf Minuten. Never lucky, sometimes slightly fortunate. Nächster Halt, Dexheim. Hier gibt es wieder Schaumwein. Der Sarazenenturm Brut 2019 vom Weingut David Spies lag 45 Monate auf der Hefe. Da ist viel Gebäck, gelbe Frucht und eine schöne Textur. Ich werde nur die Frage im Kopf nicht los, ob mir das nicht ohne Dosage noch viel besser schmecken würde. Beim Morstein 22 Riesling stellt sich diese Frage nicht. Der ist dicht, intensiv und lang. Das ist auf eine ganz positive Art richtig viel Wein. Der Tag ist zu diesem Zeitpunkt leider wieder deutlich weiter fortgeschritten als uns das lieb ist und der Magen grummelt wieder. Ein Teller Kleinigkeiten aus Rheinhessen und ein Winzerknorz drehen zwar nicht die Uhr zurück, lösen aber das Grummeln im Bauch. Im Gegenzug reicht es dafür vor dem nächsten Bus nur noch für einen schnellen Schluck fast im Vorbeigehen bei Gastgeber Fischborn. Ausgerechnet der Riesling aus den Exil-Weinbergen um Piesport an der Mosel hat es uns da angetan.

Eine längere Busfahrt durch Rheinhessen später stehen wir an unserer letzten Station des Tages, auf dem Hof von Schätzel. Anders als an den anderen Stationen teilen sich hier alle Winzer einen Unterstand und stehen damit direkt nebeneinander. Am fortgeschrittenen Sonntagnachmittag und dementsprechend wenig Publikum ist das genial. Ein Weingutswechsel ist jetzt genau 50 cm Weiterrücken entfernt. Mit mehr Menschen am Samstag wäre es mir wohl ziemlich auf die Nerven gegangen. Wir starten in der Standmitte bei Heiligenblut. Schon der Gutsriesling hat erstaunlich viel Kraft. Riesling Melaphyr 22 ist knackig und saftig und der Heiliger Blutsberg 21 legt dann nochmal zu. Das ist so dicht, dass es so spät am Tag an anstrengend kratzt. Mindestens so gut wie die Flasche aus 2018. Die beiden Silvaner stehen dem in Nichts nach. Weine fürs Mundgefühl. Riffel hat einen alkoholfreien Sekt, Verzeihung, ein schäumendes Getränk aus entalkoholisiertem Wein mitgebracht. Der Probierschluck ist vielversprechend, aber ich weiß nicht, ob das auch mehrere Gläser lang so bleiben würde. Muss ich mal nachprobieren. Der Riesling Quarzit 22 ist sicher eine ganze Flasche lang toll. Viel Zitrusfrucht und Zug. Einen Scharlachberg 21 Erfrischungskabi später gibt es den Weißburgunder & Chardonnay 20. Chardonnay aus dem Holz, Weißburgunder aus dem Stahltank. Cremig sanft, aber mit Punch. Ich mag, dass Schätzel seinen petnaT3000 in die Bügelflasche füllt. Das ist unkompliziert, ein bisschen wild und ziemlich beerig. Außerdem eine Portion teurer als das, was man sonst so aus der Bügelflasche trinkt. Der Steiner 17-22 ist eine Cuvée aus Weinen, man ahnt es, der Jahrgänge 17-22. Das riecht schon cremig gelb, hat eine fruchtige Säure und dann eine total nussige Textur. Das ist richtig stark und wie alle Weine von Schätzel mit ziemlich wenig Alkohol ausgestattet. Hier sind das gerade einmal 10,5 %. Nur ein Volumenprozent mehr bringt der Ölberg GG 21 auf die Waage. Ganz anders als der Steiner, irgendwie sauberer und trotzdem auch irgendwie wild. Sehr lang, mit gelber Rieslingfrucht, aber irgendwie auch unangepasst. Gefällt mir richtig gut. Da ist der Kabinett 22 der konsequent saftige Abschluss. Ein Schluck davon und Mundtrockenheit hat sich erledigt. Den abgefahrensten Schaumwein der zwei Tage stellt Münzenberger. Der Mother Earth ist eine Cuvée aus Cabernet Blanc, Silvaner Orange und Chardonnay aus dem Barrique. Über 20 Monate Hefelager, keine Dosage. Expressiv, grün, fruchtig, dann frisch, dann voller Struktur. Abgefahrenes Zeug. Ich weiß nicht wie viele Gläser lang, aber das ist schon sehr gut. Der Horizon Effect 22, Weissburgunder und Chardonnay, ist gelb, cremig und lecker. Der Riesling Beyond the Matrix 21 aus dem Zornheimer Guldenmorgen ist steinig, mineralisch und dicht. Fast zu jung, und das obwohl er schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Vielleicht ein bisschen zu verkopft, zu erzwungen intellektuell mit den Namen und den Konzepten. Aber die Weine sind toll. Der Scheurebe und Riesling PetNat 21 vom Espenhof zeigt dann, dass Scheu auch Blubber kann. Das ist einfach lecker. Beim La Roche Riesling 21 frage ich mich kurz, ob mich die minimal grüne Note stört. Tut sie nicht, das funktioniert hier richtig gut. Und während hinter der Theke Pinot von Ganevat aus dem Jura getrunken wird, rutschen wir ein letztes mal eins weiter nach rechts. Wir trinken bei Zimmermann Siefersheimer Höllberg zum Abschluss. Der Höllberg 21 ist auch einen kurzen Moment lang grün und dann Stein, Stein, Stein. Das ist richtig stark. 12 Euro ab Hof. Und falls es Fragen gibt, wie das so reift: Der Höllberg 2019 aus der Magnum zerstreut jeden Zweifel. Feine Cremigkeit, etwas Petrol, viel Mineralik und eine tolle Rieslingfrucht. Das Sahnehäubchen auf diesem Wochenende.

Bleibt noch die Frage danach, was man mitnimmt aus diesen zwei Tagen. Abgesehen von viel zu vielen Weinpreislisten natürlich, die es sowieso alle im Internet gibt. Aber auch das ist über die Jahre besser geworden. Es ist auch kein Sonnenbrand, was mich ein bisschen stolz macht. Jeden Tag gut eingecremt. Was ich ebenfalls nicht mitnehme ist ein Eindruck, wie 2023 denn so schmeckt. Vielleicht muss man um rauszufinden, wie 2023 in Rheinhessen schmeckt, einfach 2025 wieder kommen. Zu groß ist die Jahrgangsvielfalt, zu unfertig und unsortiert waren viele 23er einfach noch. So mit Abstand liegt das vielleicht auch einfach daran, dass einem das Unfertige, wie schon gestern für die Reduktion geschrieben, viel mehr ins Gesicht springt, wenn so viele Weine schon Zeit hatten das loszuwerden. Was bleibt sind viele sehr gute Gespräche mit den Leuten auf der anderen Seite des jeweiligen Verkostungstisches. Mehr ist eben nicht immer mehr. Weniger Stationen und auch das überschaubarere Publikum hat dazu beigetragen, dass wir uns an wirklich jedem Stand unterhalten konnten. Mir fehlt der Einblick um einzuschätzen, wie sich mehr oder weniger Publikum auf die anschließenden Weinverkäufe auswirkt und wie viel die Leute reden oder nur trinken wollen. Ich mochte es so und hoffe, dass es auch für die teilnehmenden Winzer etwas gebracht hat.

Es bleibt natürlich auch ein ganzer Sack voll Highlights. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und in der Reihenfolge des Auftauchens in diesen zwei Artikeln sind in diesen Highlights die Weine von Milch, Achenbach, Eppelmann, Bischel, Sander, Lisa Bunn, Bernhard, Flick, Heiligenblut und Zimmermann. Von einem guten Teil davon habe ich vor einer Woche noch nichteinmal den Namen gekannt. Was mich auch in jedem Jahr umtreibt ist die Frage, warum manche Etiketten immer noch so katastrophal furchtbar aussehen. Ja ja, der Inhalt ist viel wichtiger als das Cover und das ist alles Geschmackssache. Aber wenn ich weder A noch B kenne, dann gehe ich da hin, wo es besser aussieht. Und wie schon gesagt, eine Menge Gläser wurden direkt für ein schickes Etikett ausgestreckt. Auch wenn da dann Dornfelder in der Flasche war. Es muss ja auch nicht super flashy sein, oder artsy-fartsy. Ihr wisst schon, was ich meine. Was auch bleibt, ist die Tatsache, dass, obwohl ich wirklich gerne Natural trinke, der “das ist jetzt unser Naturwein”-Wein mich fast nie glücklich gemacht hat. Ausnahmen bestätigen die Regel und wenn es sich verkauft und der Winzer damit sein Geld verdient, dann ist das halt so. Ich muss es ja nicht trinken. Außerdem gibt es Banken in Nierstein, mindestens zwei Stück sogar, und damit mindestens genau zwei mehr als in Brauneberg bei unserer ersten Bus-Wein-Rundreise. Es ist schön hier am Rhein. Landschaftlich nicht wie an der Mosel, wo man sich einmal um die eigene Achse drehen kann und jedes Handyphoto ist voll mit spektakulären Steillagen. Aber der Rote Hang ist ein tolles Fleckchen Erde und wenn man noch ein paar Schritte mehr aufs Tages-Schritte-Budget schaufelt, dann hat man von oben auch eine geniale Aussicht über den Ort, den Rhein und die Reben. Die Leute sind nett, der Burger war gut, wir kommen wieder.

Eine Collage aus drei Bildern: Links eine Nahaufnahme von weißen Wildblumen vor einem Hintergrund aus Weinreben und dem Rhein; in der Mitte ein Weg durch die Weinberge mit Spuren von roter Erde aus dem Roten Hang und einer Person im Hintergrund; rechts eine Ansicht einer Kirche inmitten von Weinreben und Wildblumen unter einem blauen Himmel mit Wolken.

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