4.8.2024

Adriano Grasso - Barbera d'Asti 2020

Wir trinken aus dem Piemont eine Flasche Barbera d'Asti 2020 von Adriano Grasso, die zeigt, dass mancher Wein einfach Essen verdient hat.

Eine Flasche Barbera d’Asti Wein auf einem Holztisch. Das Etikett der Flasche ist schwarz und zeigt in einer Formel Trauben und Füße, die die Trauben zerquetschen, und auf der anderen Seite der Gleichung ein Weinglas. Im Hintergrund steht ein gefülltes Weinglas und unscharfe Kochbücher. Vor der Flasche liegen ein Korken und ein Kellnermesser auf dem Tisch.

Das ist er nun also, der letzte Wein aus meiner Messebestellung im letzten November. Da hat das Paket länger gehalten als ich gedacht hätte. Nur vier Weine hatte Adriano Grasso vor sich auf dem Tisch stehen und der hier, der war der Kleinste davon. Dass es trotzdem gerade diese Flasche mit in den Warenkorb geschafft hat, liegt daran, dass eine große Lücke im eigenen Weinbestand klafft. Unkomplizierte Essensbegleiter aus Italien sind rar in meinen Einkäufen und ich prangere das an. Insbesondere dann, wenn mir nach so einer Flasche ist. Und das passiert leider häufiger als mir lieb ist. Höchste Zeit also, dieses Problem anzugehen. Das Piemont im Nordwesten Italiens dürfte in den meisten Köpfen mit Nebbiolo und damit vor allem mit Barolo und Barbaresco verknüpft sein. Den größten Teil der Anbaufläche belegt allerdings Barbera, der, wie der Name schon vermuten lässt, rund um Asti (und, der Vollständigkeit halbe, in der Provinz Alessandria) angebaut als Barbera d’Asti seit 2008 DOCG Status genießt. Ein paar Kilometer südlich von Asti, in Calosso, liegt das Weingut von Adriano Grasso, der sich hier um etwa 6 Hektar Rebfläche kümmert. Er bewirtschaftet, wie fast alle Winzer die hier im Blog auftauchen, seine Weinberge biologisch und ist seit 2020 auch zertifiziert. Die Beeren werden im Weingut in einer alten Korbpresse gepresst bevor der Saft mit natürlichen Hefen im Edelstahl vergoren und anschließend in gebrauchtem Holz ausgebaut wird.

Da ist Frucht in der Nase und Kräuter und auch ein bisschen Alkohol. Der Wein braucht ein paar Momente und bekommt dann die 14,5 Prozent wieder gut verpackt. Beim Trinken ist das dann aber sowieso sofort vergessen. Erstens weil man die Prozente dem Wein sowieso nicht mehr anmerkt (und nein, nicht weil man direkt angetrunken ist), und Zweitens weil da noch viel mehr Frucht als schon in der Nase über die Zunge marschiert. Das ist einer dieser Wohlfühlweine. Es wird immer mehr Frucht, Kirsche, Pflaumen, Beeren, etwas Wärme und eben die Kräuter. Der Gerbstoff hat zwar Grip, wird dann aber von der ganzen Frucht so unterspült, dass es insgesamt fast schon seidig wirkt. Das könnte wirklich ziemlich großartig werden zum Essen denke ich mir bei jedem Glas. Nicht, dass der Wein alleine nicht genug wäre, aber irgendwie macht das Lust auf Pasta.

Die Frucht ist nach einer Nacht im Kühlschrank dunkler geworden, mehr lila als rot, mehr Pflaume als Kirsche und noch süßer als sowieso schon. Da sind Trockenfrüchte und Würze in der Nase und gleichzeitig packt der Wein mehr zu. Man spürt die Säure deutlicher, die Saftigkeit und auch den Gerbstoff. Währenddessen verliert der Speck für die Amatriciana langsam sein Fett an die Pfanne und wird immer magerer dabei. Ein Schicksal, das wir nicht teilen werden befürchte ich. Wer sich jetzt den klugen Spruch nicht sparen kann, dass Speck hier Falsch sei und überhaupt nur luftgetrocknete Schweinebacke zum korrekten Ergebnis führe, der möge versuchen hier auf dem Dorf an Guanciale zu kommen. Ich wünsche viel Erfolg. Davon abgesehen ist das Rauchfleisch des Lieblingsmetzgers ein würdiger Ersatz. Ein kleiner Schluck Wein als Opfergabe an die Kulinarik löst die angesetzten Stückchen und ein großer Schluck in den Koch löscht den Durst. Jetzt ist es ja sowieso schon egal wie authentisch das Ganze wird. Es war eine sehr gute Idee, den Großteil der Flasche zum Essen aufzusparen. Man hat das Gefühl, dass Pasta und Wein sich immer mehr zusammenraufen. Schon während man in den Nudeln rührt, die Soße abschmeckt, alles zusammenwirft. Jeder Schluck, jede Gabel, jedes mal ein bisschen besser. Das ist eine dieser Kombinationen, die viel mehr ist, als die Summe ihrer Teile. Das passt einfach gut. Die Frische, die Frucht, die Schärfe an den Nudeln, das Fett, das bisschen Rauch, das da eigentlich gar nicht hingehört. Das ist wie Urlaub direkt vor einem auf dem Teller. Total simpel und gleichzeitig unfassbar komplex. Genial.

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