11.8.2024

Weingut am Klotz - Ritti 2020

Wir starten in eine kleine Serie an badener Burgundern mit einer Flasche Ritti vom Weingut am Klotz aus 2020.

Eine Flasche Wein vom Weingut am Klotz auf einem Holztisch. Das Etikett zeigt den namensgebenden Klotz, ein Berg in Südbaden. Im Hintergrund sind ein Weinglas und Bücherstapel zu sehen. Vor den Flaschen liegt der Korken der Flasche am Kellnermesser.

Der größte Erkenntnisgewinn stellt sich zumindest bei mir meistens dann ein, wenn die Weine eine Gemeinsamkeit haben. Die Weinwelt ist groß und die Idee des Gesamtüberblicks abseits von einzelnen Streiflichtern hier und da, die habe ich schon lange verworfen. Selbst Europa ist so komplex und vielseitig, dass man schnell an Grenzen stößt. Abseits von Messen und anderen Veranstaltungen steht kein Spuckgefäß auf unserem Tisch und damit setzen schon die Fitness am nächsten Tag und die eigene Leberkapazität enge Grenzen. Wobei ich so eine Fischvase irgendwann doch noch anschaffen werde. Die ist aber vermutlich sowieso als Blumenvase gedacht und nicht für den Probierschluckrest. Egal, denn was ich sagen will, ist, dass es wieder Zeit ist für mehrere Wochen monothematisches Trinken. Es wird in den nächsten Wochen gelb, zumindest an den Füßen, im Glas wird es dafür rot, denn wir trinken Baden und Spätburgunder. Los geht es ganz im Süden des Landes fast an der Grenze. Das ist nur konsequent weil zwei Flaschen vom Klotz schon beim letzten monothematischen Spaziergang durch Baden im Glas waren und wir jetzt einfach ein bisschen weiter oben ins Regal greifen. Das Weingut ist immernoch ein gemeinsames Projekt der Familien Keller und Reinecker, die rund um den namensgebenden Klotz Burgundersorten und Gutedel anbauen. Die Reben für diese Flasche stehen in der Parzelle “In der Ritti” über Istein auf Lössboden, daher der Name Ritti. Genau diese Flasche wurde wohl schwungvoll aus dem Wachs gezogen, da mehr Luftblase als Wachsschicht auf das Kellnermesser wartet. Für mich als Wachskapselhasser ist das perfekt.

Die Frucht, die einem dann direkt beim Einschenken schon entgegen weht, ist einfach nur großartig. Beerig, ein bisschen ruppelig und dann wieder beerig. Irgendwo zwischen Himbeeren, Johannisbeeren und süßen Kirschen. Und das schon beim Probeschluck. Der Rest der Flasche muss ob der Hitze im Dachgeschoss warten bis der Erfrischungs-Zwischen-Cidre verdunstet ist. Schlecht ist das nicht, weil zur Frucht eine ganz charmante Note Waldboden ins Glas kommt. Erdig, kräuterig und dann die Frucht ist beim Riechen jetzt die Reihenfolge. Beim Trinken verhält es sich genau entgegengesetzt. Da kommt zuerst Kirschsaft, dann Säure, dann Kirschsaft und dann ein feiner, leicht erdiger Gerbstoff. Das ist wohl ein Musterbeispiel für das, was man Fruchtphase nennt. Oder Fruchtsaftphase, weil kaum passt man einen Moment nicht auf, ist das Glas wieder leer. Sicher die Schuld der Mittrinkerin gegenüber am Tisch. Toller Wein.

Und auch am zweiten Abend bleibt das einer dieser Weine, die zwei Meter entfernt eingeschenkt werden und einem trotzdem sofort in der Nase kleben. Das ist immer noch intensiv und beerig direkt beim Eingießen. Zum Niederknien schön. Das, was am ersten Abend einen Cidre lang gedauert hat, das passiert jetzt aber schon nach Sekunden. Es wird erdig, kräuterig, substanziell. Die Säure zieht einem inzwischen beim ersten Schluck den Teppich unter den Füßen weg und wenn man es nicht besser wüsste, dann könnte das auch Sauerkirschsaft sein. Das ist die Quintessenz von Saftigkeit im ersten Moment bevor dann auch da Erde, Kräuter und Struktur dazukommen. Das Tannin ist seidig fein, der Wein ist komplex, elegant und trotzdem intensiv. Und eben unglaublich saftig. Und es deutet sich an, wo das hingehen könnte in den nächsten Jahren. Die Frucht wird etwas dunkler, balsamischer und verschwindet etwas mehr im Unterholz. Das wird sicher ganz toll reifen, richtig toll reifen, aber wer das in dieser Phase nicht aufzieht, dem ist einfach auch nicht mehr zu helfen.

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