22.9.2024

Domaine Jean-Marc Bouley - Volnay 2018

Wir trinken von der Domaine Jean-Marc Bouley eine Flasche Volnay Pinot Noir aus dem Jahr 2018.

Eine Flasche Volnay 2018 von der Domaine Jean-Marc Bouley auf einem Holztisch. Im Hintergrund steht ein gefülltes Weinglas vor einem Stapel Kochbücher, im Vordergrund liegt ein Korken an einem Kellnermesser.

Es war irgendwie klar, dass ich es schaffe bei der Idee einmal quer durchs Burgund zu probieren zu drei Flaschen zu greifen, die nur einen kleinen Spaziergang voneinander entfernt gewachsen sind. Zumindest das habe ich gut hinbekommen. Denn ungefähr genausoweit wie der Wein der letzten Woche von Auxey-Duresses in Richtung Westen entfernt war, spazieren wir jetzt nach Nordosten nach Volnay. Aber fairerweise hatte ich bis jetzt keine Ahnung, dass Meursault, Auxey-Duresses, Saint-Romain und Volnay praktisch nebeneinander liegen. Deshalb ist zumindest für mich der edukatorische Auftrag dieser kleinen Runde Weine aus dem Burgund schon ganz lässig übererfüllt. Und wer hier fleißig mitliest und das genau wie ich nicht wusste, der ist jetzt auch schlauer als vorher. Und das hat ja auch seinen Wert. Das übergreifende Gebiet über alle Appelationen der jetzt letzten drei Wochen ist übrigends die Côte de Beaune, die wiederum den südlichen Teil der Côte-d’Or darstellt, die ihrerseits ganz im Norden des Burgund liegt, sofern man die Enklave Chablis ausklammert. Der Vollständigkeit halber und um wirklich alle übergreifenden Gebiete einmal sortiert zu haben folgen dann in dieser Reihenfolge gen Süden die Côte Chalonnaise, das Mâconnais, schließlich das Beaujolais und dann steht man in Lyon. Jetzt wissen wir Bescheid und ich finde den Accent circonflexe ab sofort blind auf der Tastatur.

Volnay also. Die Appelation ist mit um die 240 Hektar ein bisschen größer als die beiden Vorherigen. Außerdem wird praktisch ausschließlich Pinot Noir unter dieser Appelation vermarktet. Die Trauben für die Flasche vor uns auf dem Tisch stammen aus fünf verschiedenen Parzellen rund um Volnay oben und unten am Hügel mit Blick nach Süd-Osten. Die Familie Bouley macht hier seit vielen Jahren Wein und in der aktuellen Generation ist Thomas Bouley zusammen mit seinem Vater Jean-Marc verantwortlich. Dieser Wein ist der Einstieg in die Weine, die das Weingut aus der Appelation Volnay anbietet und stammt von relativ jungen Reben um die 25 Jahre. Die stehen auf kalkigen Lehmböden, werden ökologisch bewirtschaftet und von Hand gelesen. Die Weine werden in offenen Fässern vergoren und dann im Barrique mit einem Viertel Neuholz für 18 Monate ausgebaut. Und letztendlich in eine Flasche gefüllt, die mir eigentlich gefallen sollte mit ihrem Minimalismus auf dem Etikett. Aber irgendwie ist mir das zu hektisch, der Rahmen um den Weingutsnamen, die Schriftart, die Farben. Das können Wasenhaus, Lassak und Co besser.

Der Wein wirkt sehr dunkel in der Nase. Zwetschgen, Brombeeren, Cassis, diese Richtung. Es braucht ein bisschen Luft um Würze in den Wein zu bekommen und mit der Würze kommt auch das Holz. Und es braucht Aufmerksamkeit. Das ist kein lauter Wein, aber man spürt von Anfang an, dass 2018 auch im Burgund sehr warm war. Beim Trinken zieht dann erstaunlich viel Säure auf der Zunge ihre Bahnen, die von noch mehr Tannin dahinter abgelöst wird. Und obwohl sich da schon eine gute Portion Gerbstoff breit macht, kratzt überhaupt nichts. Samtig wäre aber auch das falsche Adjektiv. Es fühlt sich an wie ganz, ganz fein vermahlenes Pulver. Schon noch körnig, aber schon eigentlich nicht mehr so richtig. Und dann ganz am Ende des Schluckes wird sowohl Gerbstoff als auch Frucht mürbe und erinnert an Dörrobst. Trotz der Jahre auf dem Buckel tut Luft noch richtig gut. Je mehr ich schwenke, desto besser gefällt mir sowohl was ich rieche, als auch was ich schmecke und noch mehr wie es sich anfühlt beim Trinken. Das ist eigentlich immer ein sehr gutes Vorzeichen für den zweiten Abend.

Die Vorzeichen hatten recht. Die Flasche entwickelt über Nacht eine dieser Fruchtnasen, die man gar nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Das ist so schön so. Beeren, Kirschen, ganz, wirklich ganz dunkel und süß aber weit weg von Marmelade. Frische Beeren eben, die dahinter von einer Würze gestützt werden, die mich irgendwie an Schoko-Chai erinnert. Schokolade, Gewürze, Süßholz und ein Touch Ätherik. Das war gut am ersten Abend, sehr gut sogar, aber jetzt ist das genial. Inzwischen würde ich mich auch dazu hinreisen lassen, das Tannin als samtig einzusortieren. Und obwohl es sich deutlich sanfter anfühlt, weniger ist es nicht geworden. Rambazamba auf der Zunge in Samtpantoffeln. Da passiert einfach so viel, das ist super komplex und gleichzeitig einfach nur schön. Das ist kein tänzelnder Wein, das ist ein Wein mit richtig Substanz, der sein warmes Jahr schön mummelig eingepackt hat. Ein Maul voll Wein sagt man ja gerne und das ist das hier schon irgendwie. Aber ohne jede Schwere oder Hitze. Und jetzt, wenn der Herbst losgeht, es langsam draußen regnerisch und kühl wird, dann ist sowas doch genau das, was man sowieso im Glas haben will.

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