13.10.2024

Andreas Durst - Grosser Durst 2018

Nach so viel Burgunder darf es dann auch mal wieder Riesling sein. Wir trinken von Andreas Durst aus der Pfalz eine Flasche Grosser Durst 2018.

Eine Flasche Riesling Grosser Durst 2018 von Andreas Durst auf einem Holztisch. Im Hintergrund sind ein Weinglas und Bücherstapel zu sehen.

Es war mal wieder soweit. Die Rieslinglust hat zugeschlagen. Nach dem ganzen Chardonnay und Pinot der letzten Wochen musste das irgendwann passieren. Riesling also. Die Weine von Andreas begleiten mich inzwischen schon ein paar Jahre und auch Andreas selber taucht hier und da immer mal wieder da auf wo wir auch sind. Da fällt mir auf, dass der Abend bei SchmelzPerlageBodensatz schon über ein Jahr zurück liegt. Die Zeit vergeht wirklich schnell. Schön war es aber. Dass die Weine hier im Blog aufgetaucht sind, ist sogar noch deutlich länger her. Höchste Zeit also das zu ändern. Andreas Durst ist über die Fotografie zum Wein gekommen. Wer sich mit deutschem Wein beschäftigt hat garantiert schon mehr als einmal Bilder von ihm gesehen. Irgendwann hat er dann ein paar Trauben in einem kleinen Glasballon in seiner Werkstatt vergoren und weil das so gut funktionierte, ist er dabei geblieben. Die Mengen wurden größer, groß wurden sie nie und auch die Technik ist minimalistisch geblieben. So gibt es ein paar hundert Flaschen hier und ein paar mehr da. Riesling, Silvaner, Spätburgunder, Chardonnay und Portugieser. Der vielleicht beste Portugieser der Welt im Übrigen, aber ich schweife ab und wir trinken schließlich Riesling heute.

Der Schraubverschluss auf der Flasche ist nicht besonders romantisch. Aber wenn nicht gerade jemand dagegen geknallt ist oder die Maschine falsch eingestellt war, dann schert mich das nicht wirklich. Die Gelassenheit mit der ich einer Schraubverschlussflasche entgegen blicken kann, die bezahle ich gerne mit fehlendem Öffnungserlebnis. Sechs Jahre auf der Flasche sind auch nicht unbedingt das, was man einem Einstiegsriesling aus 2018 zumuten wollen würde. Die jugendliche Frische dürfte da im Normalfall oft verflogen sein. Da tut dann schon der Rücken weh und das Knie zwickt beim Aufstehen. Überhaupt aufstehen, das will man in dem Alter ja auch nicht mehr. Und gerade 2018, warm, fett, bitter und Petrol. Nicht nur bei Einstiegsrieslingen.

Der Große Durst scheint diese Memo nicht bekommen zu haben. Der riecht leise gelbfruchtig mit einer leichten Cremigkeit. Irgendwie tiefenentspannt und ausgeglichen. Und genau so schmeckt er auch. Tiefenentspannt und ausgeglichen. Mineralitätsfetischisten werden wohl nicht glücklich werden, Kargheitsfanatiker auch nicht. Nur Säurephobiker, die können sich entspannt ein zweites Glas einschenken, ohne dann Nachts mit Sodbrennen ums Bett laufen zu müssen. Das schmeckt nach Mirabelle, leicht cremig mit einem Touch Säure und dann einer Textur, die aber auch keinem weh tut. Und was sich vielleicht unglaublich langweilig und generisch liest, schafft es gleichzeitig eine innere Spannung aufzubauen, hat Intensität und Lebendigkeit. Da ist alles, was Riesling braucht und was Riesling auch ausmacht. Saftigkeit, Mineralik, Frucht irgendwo zwischen Mirabelle und Pfirsich und ein Anklang von Reife. Nur eben in perfekter Harmonie. Ich mag das total gerne und je länger der Abend dauert, desto strahlender, klarer und feiner wird das, was einem aus dem Glas entgegen weht.

Es bleibt so strahlend am zweiten Abend. Inzwischen mischt sich hier und da ein Touch Butterkaramell unter die Aromen. Nur so ein bisschen, so im Vorübergehen. Es bleibt frisch, voller Steinobst, Stein und Würze und es bleibt harmonisch, ausgeglichen, tiefenentspannt. Ich weiß nicht, ob ich den Wein blind nach 2018 stecken würde. Vermutlich eher nicht und wenn der Touch Karamell nicht wäre, dann weiß ich nichtmal, ob ich überhaupt darauf kommen würde, dass der Wein im Glas älter als 2-3 Jahre ist. Bei Weinen wie dem hier fragt man sich, warum 2018 überhaupt so einen Ruf hat. Der ist aber natürlich nicht ausgedacht, es ist Fakt, dass 2018 schwierig ist und oft ziemlich beschissen reift und deutlich früher da ankommt, wo man ihn vielleicht nie haben wollte. Umso schöner, dass das heute nicht so ist. Ein Teil davon geht sicher auf die Kappe des Schraubers, ein größerer Teil aber darauf, wie Andreas seine Weine macht. Die sind auch jung lecker, aber richtig gut werden sie mit ein paar Jahren Zeit, ganz offensichtlich auch aus warmem Jahr. Läge ein größerer Vorrat dieses Rieslings hier im Keller, ich wäre ganz entspannt. So wie der Wein. Schade, dass es diesen Vorrat nicht gibt.

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