3.11.2024

Clau de Nell - Blanc de Noir 2020

Wir trinken unseren ersten Blanc de Noir vom Cabernet Franc aus dem Jahr 2020. Gemacht wird er vom Weingut Clau de Nell.

Eine Flasche Blanc de Noir 2020 von Clau de Nell auf einem Holztisch. Im Hintergrund sind ein Weinglas und Bücherstapel zu sehen. Vor den Flaschen liegt der Korken der Flasche am Kellnermesser.

Es ist hier schon über drei Jahre her, dass ein Wein von Clau de Nell auftauchte. Abseits des Blog ist das anders, die Roten sind aus normalgroßen und auch aus doppelten Flaschen immer wieder hier aufgeschlagen. Nur die Weißweine haben es irgendwie nie hierhergeschafft. Fünf verschiedene Weine werden im Weingut gekeltert, drei Rote und zwei Weiße. Den Chenin Blanc gibt es seit dem Jahrgang 2015, der Blanc de Noir hat es erst 2021 auf den Markt geschafft. Prämierenjahrgang also heute. Wir trinken nicht besonders viel Blanc de Noir. Also außerhalb von Schaumwein natürlich, aber das ist auch irgendwie was Anderes. Bei Stillweinen habe ich oft das Gefühl, dass man den Blanc de Noir halt macht um einen Blanc de Noir zu haben oder weil die Kunden gerade lieber Weißwein als Rotwein trinken. Das ist erstmal nicht verwerflich, aber es fehlt häufig an Ernsthaftigkeit, noch ein bisschen mehr, als das bei Rosé der Fall ist. Wer es nicht weiß, Blanc de Noir ist Weißwein aus roten Trauben. Das funktioniert, weil die Weinfarbe fast komplett in der Schale sitzt und wenn man schnell genug presst, dann hat die Flüssigkeit, beziehungsweise hauptsächlich der Alkohol, keine Zeit diese Farbstoffe (zusammen mit Gerbstoffen und Geschmack) aus den Schalen zu lösen und der Wein bleibt mal mehr oder weniger hell. Der Blanc de Noir von Clau de Nell ist sehr hell, also wurde entweder sehr schnell und schonend gepresst und/oder es sitzt bei Cabernet Franc quasi alle Farbe in den Schalen. Überhaupt ist die Tatsache, dass hier ein reinsortiger Cabernet Franc weißgekeltert von einem Weingut, das ich sehr schätze, auf die Flasche gezogen wird, Grund genug das einfach mal zu probieren. Es ist der erste Blanc de Noir vom Cabernet Franc, den ich je bewusst wahrgenommen habe und damit auch der Erste, den ich probiere. Die biodyamisch angebauten Trauben werden von Hand gelesen und (offensichtlich) sanft abgepresst. Dann wird spontan vergoren und in gebrauchtem Holz ausgebaut.

Spannend. Der Wein ist ein bisschen wachsig in der Nase, das ist schon beim Riechen irgendwie viskos. Allzulange will ich mich aber mit der Assoziation von viskosen Dingen in der Nase nicht beschäftigen, die Heuschnupfensaison hat schließlich gerade Pause. Da ist gepufftes Getreide, Quitte und Birne. Das riecht mehr nach Chenin Blanc als nach Cabernet Franc, das riecht nämlich so gar nicht nach Cabernet Franc, aber gleichzeitig ist das unglaublich interessant. Man findet keine Schublade dafür und entdeckt bei jedem Riechen eine neue Nuance. Ziemlich lustig, diese Ähnlichkeit zu Chenin beim Riechen, ist doch Beides in der Region verwurzelt. Direkt nach dem Einschenken war da auch die Idee von roten Beeren, die verschwindet aber so schnell gänzlich, dass ich nicht weiß, ob sie überhaupt nur da war, weil ich es irgendwie erwartet hätte. Im Mund ist der Wein salzig, strukturiert und extrem lang. Da sind Kräuter und ganz viel Saftigkeit und dann auch die Viskosität. Ein beeindruckender Wein, der mein Bild von Blanc de Noir als Stillwein komplett auf den Kopf stellt.

Tag Zwei macht die Geschichte nicht unbedingt einfacher. Der Wein ist weiter dicht und komplex, irgendwo zwischen floralen Aromen und kräutiger Würze. Das gepuffte Getreide wird jetzt von einem Klecks Klebstoff begleitet. Es finden sich weiterhin weder rote Beeren noch das Gestrüppige, das ich so gerne in rotem Cabernet Franc habe. Das macht den Wein aber nicht schlechter, ganz im Gegenteil. Das Mundgefühl ist genial, cremig, intensiv, gelbfruchtig und immer länger. Ich würde den Wein blind vermutlich noch weiter in den Süden stecken, das fühlt sich irgendwie nach Südfrankreich an, in der Art der Frucht und auch dem Mundgefühl. Der Wein sprengt gerade wirklich meine Kategorie Blanc de Noir und ich liebe es. Fairerweise war die Latte nicht besonders schwer zu überspringen. Ich kenne aber tatsächlich keinen vergleichbaren Blanc de Noir und aus Cabernet Franc schon gleich zwei mal nicht. Es wird immer nussiger und man trinkt sich so richtig rein. Dass es von Gegenüber ständig super lecker tönt hilft auch nicht bei der Erhaltung des Flascheninhalts. Da macht man nichts. Ein wirklich, wirklich spannender Wein.

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