8.12.2024

Drei Flaschen Eppelmann

Wir trinken zwei mal Chardonnay und einmal Blubber vom Weingut Eppelmann. Einmal als Blanc de Blancs Brut Nature 2020 schäumend und ohne Blubber als Terra F und Alte Reben, jeweils 2022.

Drei Flaschen Wein vom Weingut Eppelmann auf einem Holztisch. Im Hintergrund steht ein gefülltes Weinglas vor einem Stapel Kochbücher, im Vordergrund liegen drei Korken und das Kellnermesser.

Es gibt bei Veranstaltungen wie der Maxime Open herausragend schöne Weingüter. Es gibt aber auch innerhalb der Weingüter dann nochmal relativ normale Plätze und wirklich schöne Plätze für die Stände der Winzer. Ich habe tatsächlich keine Ahnung wie entschieden wird, wer wo stehen soll oder darf. Vielleicht wird eine Münze geworfen, oder mit sabrierten Korken auf Zielscheiben geschossen. Wie auch immer, Eppelmann hatte Glück oder gut gezielt, denn viel schöner als da im gemauerten Keller des Weinguts Gröhl wird es nicht. Die Eppelmanns haben in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts angefangen ihren Wein selbst abzufüllen und zu vermarkten. Inzwischen wurde der Anbau auf ökologische Landwirtschaft umgestellt und alle Generationen der Familie sind im Betrieb beteiligt. Corinna Eppelmann, Teil der jüngsten Generation im Weingut, stand hinter dem Tresen und hatte Pinot und Chardonnay in je drei Qualitätsstufen dabei. Zumindest offiziell laut Karte. Inoffiziell war da noch Blubber und noch mehr Lagenweine. Und alles davon war gut, sehr gut sogar, so gut, dass ich bestellt habe und Schaumwein sowie zwei Varianten Chardonnay jetzt die kleine Sommernachlese beenden dürfen. Hoffentlich halten sie, was sie da versprochen haben. Wir trinken einen Blanc de Blancs Brut Nature Jahrgangssekt aus 2020. Gekeltert aus Weißburgunder, Ausbau im Stückfass, 2021 in die Flasche, Hefepfropfen 2024 raus und mit zweieinhalb Gramm verbliebenem Zucker. Außerdem ein Chardonnay Terra F 2022, der Guts-Chardonnay, benannt nach Terra Frusca, der Bodenart auf der er wächst. Spontan im Holz vergoren und anschließend für 16 Monate auf der Hefe gereift. Die Alten Reben, gleiches Jahr, werden genau gleich behandelt, kommen aber, wie der Name vermuten lässt, von älteren Rebparzellen. Eine kleine Rebaltervertikale also, zumindest wenn man das sicherlich auch andere Mikroklima außen vor lässt.

Der Schäumer startet total straight in der Nase, bekommt dann aber langsam eine immer feinere Frucht dazu. Dahinter findet man ein bisschen feines Gebäck. Und das liegt nicht daran, dass die Mittrinkerin die letzten beiden Tage fünf Blöcke Butter zu Gutsle und Brödle (hochdeutsch: Plätzchen) verwandelt hat, es liegt vielmehr am Hefelager. Beim Trinken schäumt das kurz ziemlich stark und legt sich dann echt lange auf die Zunge. Jeder Schluck macht den Wein saftiger und es wirkt fast ein bisschen wie Zitrussaft zwischendurch. Trocken ist das, Kernobst ist da und die Saftigkeit. Diese Flasche überlebt deshalb nur einen Abend und nichtmal den komplett.

Ich überlege mir wie ich beim Terra F einen Schema F Wortwitz einbaue und verwerfe die Idee nach gewaltigem Augenrollen auf der gegenüberliegenden Tischseite dann doch wieder. Entgegen dem Sekt wirkt der Chardonnay beim ersten mal Reinriechen total fruchtig. Das verschwindet dann aber schnell wieder und würzigere Noten übernehmen. Etwas gepufftes Getreide, Mirabelle, Kernobst. Dann kommt erstaunlich viel Säure über die Zunge marschiert, die aber nicht zieht, sondern sich erstaunlich glatt anfühlt. An den Zungenrändern setzt sich auch hier die Würze durch und ein bisschen das Holz. Ich mochte das im Weinkeller, ich mag das auch hier.

Viel verändert sich über Nacht dann nicht. Ein Ticken mehr Würze beim Trinken vielleicht. Sehr lecker ist das immer noch, aber so ein kleines bisschen ist der Wein in dieser speziellen Parallelkonstellation auch mehr Grundlinie als eigenständiges Vergnügen. Und das tut ihm ganz sicher unrecht, weil er den Vergleich nicht nötig hat, weil die Messlatte hoch gelegt wird, aber heute muss diese eine Flasche damit einfach leben.

Wie schon im Sommer riechen die Alten Reben erstmal ganz ähnlich, nur einfach mehr von Allem. Beim Trinken ist das anders, da ist das ein ganz anderer Wein. Er ist dunkler in der Aromatik, intensiver aber gleichzeitig viel feiner und länger. Irgendwie dichter, dickflüssiger und die Säure, die beim Terra F so deutlich war, die ist hier vermutlich analytisch gar nicht so weit weg, ich kenne die Werte nicht, sensorisch ist es jedoch ein großer Unterschied. Die Würze, die feine Frucht und Mineralik sind viel ausgeprägter.

Und hier tut sich auch über Nacht richtig was. Der Chardonnay wird noch feiner und eleganter. Da ist eine ganz feine Struktur, etwas Holz und gepufftes Getreide in der Nase. Aber das, was sich gar nicht so anders liest, hat viel mehr Futter dahinter, bietet viel mehr Raum durch den man sich durchriechen kann. Die Säure hat inzwischen auch einen ganz ordentlichen Zug entwickelt, steht aber immernoch nicht im Vordergrund sondern neben viel gelbem Apfel und der Struktur. Es ist gar nicht so einfach zu sagen, warum mir das im direkten Vergleich so viel besser gefällt und wie schon geschrieben, tut mir das auch irgendwie Leid für den Gutswein. Der ist nämlich echt schön, der Unterschied objektiv vielleicht gar nicht so groß, aber die Alten Reben sind jetzt in genau diesem Moment einfach noch eine gute Portion schöner. Und damit bin ich ziemlich happy mit diesen drei Flaschen die Sommernachlese der Maxime Open fürs Erste abzuschließen.

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