9.2.2025

Fio Wines - Falkenberg 2016

Wir starten eine kleine Reihe gereifter Rieslinge mit einer Flasche Falkenberg 2016 von Fio Wines an der Mosel.

Auf einem Holztisch steht eine Flasche Falkenberg 2016 von Fio Wines. Im Hintergrund sind ein Weinglas und ein Bücherstapel zu sehen, im Vordergrund liegt der Korken am Kellnermesser.

Es ist mal wieder Zeit für eine kleine thematisch zusammenhängende Serie Weine hier im Blog. Dieses Mal werden das mehr oder weniger gereifte Rieslinge sein. Der Moment in dem ich realisiere, dass wir jetzt nur noch ein Jahr davon entfernt sind den Jahrgang 2016 in eine 10-Years-After-Probe zu stellen, ist jedes Mal ein kleiner Schock. 2016. Das war doch gerade erst. Sich bewusst zu machen, dass das eben nicht so ist und dann mit genau dem Bewusstsein die Flaschen aufzuziehen bei denen man sich sonst denkt “kann noch” und weiterzieht, das ist regelmäßig dringend notwendig. Und wir verbinden das Notwendige mit dem Nützlichen und schreiben jetzt einfach über ein paar solcher Flaschen. Beim 16er Falkenberg von Fio bin ich ob der Reife relativ entspannt. Bei Mythos Mosel 2022 haben wir am Stand den 2014er Fio probiert, der damals dann ungefähr so lange auf der Flasche lag wie dieser Falkenberg jetzt und von Reife war da so überhaupt nichts zu spüren. Der Trick ist, zumindest wenn es nach dem Team von Fio Wines geht, Zeit im Ausbau, Zeit im Fass, Zeit auf der Hefe. Fio Wines das sind Daniel und Dirk van der Niepoort und Philipp Kettern. Der Wunsch klassische, große Moselrieslinge zu keltern hat die Drei zusammengebracht, die jetzt seit 2012 zusammen an der Mosel Wein machen.

Der Piesporter Falkenberg liegt hoch über Piesport direkt unterhalb des Waldes und schaut in Richtung Süd-Osten. Wer sich das selber mal anschauen will, dem sei Mythos Mosel ans Herz gelegt, das in diesem Jahr in genau diesem Abschnitt zu Gast ist. Wir wissen leider noch nicht, ob es zeitlich rein passt bei uns, aber die Schieferhänge mal in der echten Welt vor sich aufgetürmt zu sehen, das ist immer einen Ausflug wert. Der Riesling wird nach der Handlese spontan vergoren und dann für über ein Jahr auf der kompletten Hefe im alten, großen Moselfuder ausgebaut, bevor es für ein weiteres Jahr in den Edelstahltank geht. Erst vor der Füllung bekommt er dann eine minimale Dosis Schwefel und liegt dann nochmal eine gewisse Zeit im Weingut bevor er in den Verkauf kommt. Und dann lag er hier noch ein paar Jahre. Mit 2016 habe ich grundsätzlich richtig gute Erfahrungen gemacht und so bin ich, anders als bei 2018, tiefenentspannt was die Reife angeht. Der lange Ausbau dürfte seinen übrigen Anteil liefern zur Haltbarkeit. So ist zumindest die Hoffnung. Das wirklich lange Stück Baumrinde, das ich aus der Flasche ziehe, während ich gleichzeitig ein Stück Wachskapsel darin versenke, gibt noch zusätzliche Sicherheit.

Also Nase ins Glas und es macht sich direkt ein glückseeliges Grinsen breit. Da ist richtig Kraft in der Nase, feine gelbe Frucht und richtig viel Würze und Stein. Die Frucht fängt gerade so an vom Gelben in Richtung Orange zu wechseln und cremiger zu werden und so die Flaschenreife anzukündigen. Die ersten Schlucke sind dann karg und steinig. Es wird auf der Zunge immer saftiger um sich dann hinten raus mit einer ordentlichen Kante zu verabschieden. Luft verändert dieses Gefühl dann. Es wird langsam weicher und wenn man den Wein auf der Zunge hatte, dann riecht er fruchtiger als ganz zu Anfang. Das ist elegant, geradeaus und sehr typisch Riesling. Wenn ich nicht wüsste, dass der Wein jetzt 9 Jahre auf dem Buckel hat, ich würde es nicht glauben. Das ist so klar, so strahlend und so frisch, wo sollen da die Jahre liegen. Es grooved sich dann ein und bleibt den ganzen Abend eigentlich genau so. Auch wenn das Glas mal länger steht, die Frische, der Stein und die Tiefe verschwinden nie. Das ist ein beeindruckend guter Wein bei dem ich mich gar nicht traue abzuschätzen, wie lange der noch weiterreifen kann. Neben der leicht cremig werdenden Frucht deutet nur ein kleiner Anflug von Toffee, der auftaucht wenn der Wein schon längst verschwunden ist, an, dass der Wein eben nicht gerade erst gefüllt wurde.

Noch beeindruckter bin ich am zweiten Abend, denn auch die Nacht im Kühlschrank ändert nichts. Es gibt schlicht nichts zu beschreiben, was sich verändert hätte. Schlanke, elegante, steinige Frische, schöne, gelb-orangene Frucht und ein minimaler Hauch von Reife. Was will man mehr von einer neun Jahre alten Flasche Riesling. Ich kann mir zumindest nichts vorstellen, was fehlen würde. Ein kompletter Moselriesling, der die Jahre vielleicht sogar gebraucht hat. Das ist das Ärgerliche am Kauf nur einer Flasche, denn ich habe keine Ahnung, wie das jung geschmeckt hat. Den Spaß schmälert das nicht, nur die Erkenntnis. Und damit kann ich mehr als leben.

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