2.2.2025

Zwei Flaschen Chardonnay von Vorgrimmler

Wir trinken vom Weingut Vorgrimmler aus Baden zwei Flaschen Chardonnay: Den 2022er und den Nemochet aus 2021.

Auf einem Holztisch stehen zwei Flaschen Wein vom Weingut Vorgrimmler. Ein Chardonnay 2022 und ein Nemochet 2021 mit einer Katze auf dem Etikett. Im Hintergrund sind ein Weinglas und ein Bücherstapel zu sehen.

Es ist hier im Blog so ein bisschen wie ein zweites Silvester, denn da wo sich im Januar Kombucha und Äpfel die Klinke in die Hand gegeben haben, da dürfen jetzt wieder Trauben die erste Geige spielen. Das Weinjahr, oder viel mehr das Weintrinkerjahr 2025 startet. Und wir starten es in Baden. Klaus und Maj Britt Vorgrimmler machen Wein im Südwesten der Republik. Genauer in Munzingen, südlich des Tunibergs, einen Steinwurf von Freiburg entfernt. Tatsächlich ist Munzingen mit seinen knapp 3000 Einwohnern seit 1973 sogar Stadtteil von Freiburg. Anders als bei den vulkanischen Bodenschichten am Kaiserstuhl, liegt am Tuniberg unter der Lössschicht Kalkstein. Der Weintrinker-Reflex schreit dann sofort, dass das ja wie im Burgund sei und überhaupt ganz selten in Deutschland. Und der Weintrinker-Reflex hat natürlich recht. Auf knapp über drei Hektar dieser Böden bauen die Vorgrimmlers seit über 30 Jahren Wein an. Von Anfang an biologisch, seit 2007 Demeter-zertifiert biodynamisch und damit im ökologischen Weinbau einer der Ersten in der Region. Im Weingut dominieren, vielleicht ja wirklich wegen des Bodens, Burgundersorten die Weinliste. Es gab vor ein paar Jahren allerdings auch noch eine kleine Anzahl Flaschen Cabernet Blanc, den wir als Jahrgang 2018 schonmal hier besprochen haben. Ob es den immer noch gibt, das weiß ich gar nicht. Finden konnte ich zumindest keinen aktuellen Jahrgang. Es wäre schade, gäbe es ihn nicht mehr, denn ich mochte den sehr gerne und guter Cabernet Blanc wächst jetzt auch nicht an jedem Rebstock. Auch den Chardonnay hatten wir damals schon auf dem Tisch stehen, aber der hat so gut zur zweiten Flasche gepasst, dass er als Jahrgang 2022 einfach nochmal auftauchen darf. Er wird im Stahltank vergoren und ausgebaut. Der große Bruder mit der Katze auf dem Etikett ist ebenfalls ein reinsortiger Chardonnay, der aber im Gegensatz zur Basis zwei Jahre im kleinen Holzfass ausgebaut wurde.

Der Chardonnay, mit nur Chardonnay auf dem Etikett, riecht fein cremig mit einer Mischung aus leicht gelber Frucht und grünem Apfel. Wie schon der Jahrgang 2018 braucht auch diese Flasche ein paar Momente um in die Gänge zu kommen. Mit Luft wird es langsam würziger und beim Trinken ist vom ersten Schluck an richtig Zug auf der Zunge. Da ist enorm viel grüner Apfel, der das extrem saftig macht. Hätte ich beim Riechen so mal wieder nicht erwartet, aber das passiert ja ständig. Hinter dem Apfel folgt kurz eine nussige Note, die dann aber von der Säure wieder eingefangen wird. Das macht richtig Spaß.

Über Nacht wird der Wein klarer in der Frucht und noch würziger. Irgendwo nimmt er sich jetzt Struktur her, die so am ersten Abend gefehlt hat. Der Apfel wirkt ein bisschen reifer jetzt, nicht mehr ganz so grün, fast süß in manchen Momenten und deutlich mürber. Es hat sich ein Touch Cremigkeit entwickelt und es riecht so ein kleines bisschen nach Buttergebäck. Und heute bin ich mir sicher, dass es der Wein ist, denn die Weihnachtsbäckerei liegt schließlich schon Wochen zurück. Ich mag das gerne.

Der Chardonnay mit Katze auf dem Etikett muss sich keinen Moment Zeit nehmen. Da ist richtig Rauch in der Nase, man spürt das Holz und auch die Frucht ist gleichzeitig intensiver und wirkt deutlich reifer beim Riechen. Das muss wohl auch das Holz sein, denn 2021 dürfte auch am Tuniberg ein Stück kühler und frischer gewesen sein als 2022. Und natürlich, auch beim Trinken ist da Holz, das aber in keinem Moment den Eindruck vermittelt, dass es da nicht hin gehören könnte oder erst noch auf die richtige Einbindung wartet. Das passt alles zusammen. Da ist auch ein bisschen Cremigkeit und die gelbe Frucht. Es ist länger als der einfachere Chardonnay, tiefer, würziger, aber es geht ihm im direkten Vergleich dann doch die spielerische Leichtigkeit ab, die der andere Wein einfach mitbringt. Das führt beim Paralleltrinken erstmal dazu, dass man, oder wir zumindest, dazu neigt, dem einfacheren Wein den Vortritt zu geben, was sich dann aber mit jedem weiteren Schluck wieder wandelt. Nemochet baut mit jedem Schluck mehr Spannung auf und man trinkt sich da richtig rein und irgendwann hat er dann tatsächlich die Nase vorne.

Über Nacht tut sich allerdings nicht viel. Es riecht und schmeckt relativ unverändert. Vielleicht eine Idee sanfter, etwas dichter beisammen jetzt, aber im Prinzip könnte man jedes Wort des ersten Abends genau so nocheinmal in die Tasten klopfen. Das Holz ist vielleicht einen halben Schritt nach hinten getreten und hat etwas Schwarztee den Raum gegeben. Die Struktur auf der Zunge ändert das aber kein Stück. Das Duell der beiden Weine ist übrigens unverändert. Man muss sich reintrinken in die zwei Jahre Holzfasslagerung, man bevorzugt erst den kleineren Wein, aber dann, ja dann kommt Nemochet.

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