9.3.2025

Aldinger - Spätburgunder Rosé Reserve 2022

Nach dem ganzen Riesling folgt zur Geschmacksknospenerdung eine Flasche Spätburgunder Rosé Reserve vom Weingut Aldinger aus dem schönen Württemberg.

Auf einem Holztisch steht eine Flasche Spätburgunder Rosé Reserve von Aldinger. Im Hintergrund sind ein Weinglas und ein Bücherstapel zu sehen, im Vordergrund liegt der Korken am Kellnermesser.

Nach vier Wochen Riesling am Stück, da braucht man, natürlich, Rosé. Und nicht nur das, man braucht Rosé aus Württemberg. Aber ganz ruhig, es ist wenigstens kein Trollinger. Den gäbe es im Hause Aldinger aber natürlich auch. Denn wenn man weit im Süden, im Land der gelben Füße, für Gutedel dreistellige Beträge aufrufen kann, warum sollte man das dann nicht auch für Rosé aus Trollinger machen. Eben. Und dass die Mittrinkerin beim Lesen leise Schwobesäckel murmelt ignorieren wir gekonnt. Völkerverständigung im Haushalt. Wir trinken nämlich Spätburgunder heute, denn ganz verrückt bin ich noch nicht. Ich muss trotzdem zugeben, dass mich der Trollinger Rosé mit seinem rosa Farbklecks im Flaschenregal der Kneipe des Vertrauens in Stuttgart-Wangen jedes mal ein bisschen mehr anlacht. Noch bin ich stark. Wie bei jeder halbdunkel gekelterten Flasche Wein die hier aufschlägt gleich vorweg: Ich trinke nicht so richtig oft Rosé. Vielleicht ist das ein bisschen zu viel selbsterfüllende Prophezeiung und es gäbe wirklich viel zu entdecken, aber tatsächlich denke ich, dass richtig viel Rosé einfach überhaupt nicht in mein Beuteschema passt. Und das ist ok so. Umso schöner, wenn dann doch hier und da Flaschen auftauchen, die mich bekommen. Das hier ist so eine Flasche.

Die Reben für den Rosé stehen im Untertürkheimer Gips und im Fellbacher Lämmler. Verarbeitet wird der freilaufende Most vor der Pressung, der durchs Traubengewicht alleine aus den Beeren gedrückt wird. Auf französisch nennt man das dann das Saignée-Verfahren und landet hin und wieder auch mal mit Blubber als Champagner in der Flasche. Das Ziel dieser Methode war eigentlich nicht, das was an Saft herausläuft, sondern das, was dann noch drin bleibt. Denn was drin bleibt ist natürlich deutlich konzentrierter als vorher. Der Most wird spontan vergoren und anschließend verschwindet er für über ein Jahr im Barrique und Tonneaux bevor es auf die Flasche geht.

Die ersten paar Momente außerhalb der Flasche riecht der Rosé nicht nach Rosé. Zumindest nicht nach dem, was man so oft als Rosé vorgesetzt bekommt. Da ist kein bisschen quietschige Frucht, kein bisschen Kitsch, nichts Weichgespültes. Das ist sehr ernsthaft und vermutlich ist genau diese Eigenschaft das Element, das alle Rosé die hier im Blog auftauchen zusammenbringt. Der Wein muss ernstzunehmen sein. Da kommt ein bisschen milchsaure Erdbeere und Rauch und viel aromatische Tiefe aus dem Glas. Da ist viel los beim Riechen, aber der Wein springt einen nicht an. Der erste Schluck ist dann auch erstmal viel, das hat Druck, ist unglaublich saftig und hat dann eine Frucht, die mehr Würze transportiert als Fruchtigkeit und einen Hauch Gerbstoff. Ich mag das sehr gerne so.

Und auch einen Tag später ist noch mehr Würze als Frucht in der Nase. Da wird das kleine Holzfass seine Duftmarke setzen. Die Mittrinkerin riecht immer noch den Erdbeerjoghurt, ich gehe, ausnahmsweise, da mal nicht mit. Da ist etwas Zitrus und schon auch die Erdbeere, aber das Milchsaure ist für mich komplett verschwunden. Bin aber auch kein großer Joghurtesser. Beim Trinken dann, da könnte man meinen, dass die Säure einen in diese Richtung zieht. Das trinkt sich so unaufgeregt, irgendwie entspannt. Es bleibt saftig, da bleibt die würzige Struktur und die Beerenfrucht. Die Zeit im Holzfass hat dem Wein richtig gut getan, die Würze und Textur bildet irgendwie einen Mittelpunkt um den Beeren und Säure sich aufstellen können und so hat alles Platz und nichts davon geht einem auf die Nerven. So bleibt es spannend und mehrdimensional. Und irgendwie verkewirbelt der Wein auch unsere Trinkgewohnheiten durcheinander. Gegenüber, wo das eigentlich viel besser ankommen sollte als bei mir, wird teilnahmslos ins Glas geschaut, während ich in großen Schlucken trinke und mir eifrig nachfülle. Das hat so bisher auch noch kein rosa Wein hinbekommen. Aber dass ich mal württemberger Rosé so mag, das hatte ich auch nicht wirklich auf dem Schirm.

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