16.3.2025

Wöhrwag - Herzogenberg Pinot Noir 2020

Wir trinken vom Weingut Wöhrwag aus Württemberg eine Flasche Herzogenberg Spätburgunder aus dem Jahr 2020.

Auf einem Holztisch steht eine Flasche Herzogenberg Pinot Noir vom Weingut Wöhrwag. Im Hintergrund sind ein Weinglas und ein Bücherstapel zu sehen, im Vordergrund liegt der Korken am Kellnermesser.

Woche für Woche wird eine Gruppe durstiger Männer von der Liebsten durch die lokale Multifunktionshalle gescheucht. Und aus Gründen, die sich mir nicht ganz erschließen, finden die das super. Ich glaube ja, dass die Anwesenheit vor allem von den anschließenden ein bis zwei Halben oder einer Weinschorle gefördert wird, denn Sport ist, wie wir alle wissen, Mord. Aber was weiß ich schon. Ich bin ja nur der, der an diesem Abend jede Woche in Ruhe in den großen Bildschirm starren darf. In jedem Fall kommt das wöchentliche Sporteln so gut an, dass diese Flasche heute dem Weihnachtsgeschenk der Durstigen entsprungen ist. Danke dafür an dieser Stelle. Auch dafür, dass ich ganz ohne sportliche Betätigung heute quasi der Mittrinker bin. Vielleicht ist dieser Post dadurch ja jetzt auch sowas wie Werbung für den hießigen Sportverein. Ihr wurdet gewarnt und transparent informiert.

Annähernd zwei Jahre ist es her, dass wir vom Weingut Wöhrwag zwei Flaschen Lemberger aus dem Herzogenberg auf dem Tisch stehen hatten. Der Herzogenberg ist immer noch im Alleinbesitz des Weinguts und daher das, was man sonst auch Monopollage nennt. Auf etwa 20 Hektar Fläche stehen die Reben dort auf Gips-Keuper und 12,41 Hektar davon sind vom VDP als Grosse Lage klassifiziert. Ich vertraue da einfach mal auf die Angaben der offiziellen Homepage. Der Blick der Reben geht natürlich auch immer noch in Richtung des lokalen Fußballtempels, auch wenn dort inzwischen nicht mehr gegen den Abstieg, sondern um die internationalen Plätze gekämpft wird. Der Spätburgunder wird direkt nach der Gärung abgepresst und darf dann für eineinhalb Jahre im Holzfass schlummern bevor er auf der Flasche landet.

Da ist ganz viel, sehr würzige Kirsche im Wein. Wobei es Kirsche alleine nicht so ganz trifft, eher so mit dunkler Schokolade überzogene Kirschen, dazu etwas frisches Holz und Rauch. Die Würze nimmt auch die Abzweigung in Richtung Zunge. Das Tannin ist noch ziemlich austrocknend, macht etwas Pelz und wird dann von der Saftigkeit davon gespült. Und wenn man den Wein im Mund hatte zieht sich die Frucht aus der Nase zurück und lässt der Würze noch mehr Raum. Gleichzeitig schmeckt aber jeder Schluck mehr nach Kirsche. Der Gerbstoff braucht noch ein paar Jahre Zeit, der ist noch ziemlich ungestüm. Andererseits ist da genug saftige Frucht um dagegenzuhalten, so dass es mit mehr Jahren wohl nicht besser sondern eher anders wird. Ich mag ja überhaupt, wenn Wein ein bisschen widerspenstig ist. Zu viel Harmonie ist schön aber oft auch langweilig.

Der Pinot verschwindet dann aber sowieso erstmal für zwei Nächte im Kühlschrank. Wir waren auf der Wiese Bäume schneiden, haben außer Haus geschlafen und dabei den Wein tatsächlich einfach zwischen Baumschneideerfrischungschampagner und Kabi zu Hause vergessen. Passiert.

Dem Wein hat es nicht geschadet, denn so richtig viel Veränderung haben auch zwei Nächte Kühlschrank nicht beigesteuert. Das ist einfach richtig jung noch. Die Würze hat inzwischen die Nase komplett übernommen und nach Frucht oder Schokolade muss man intensiv suchen. Im Gegensatz zum Riechen hat sich beim Schmecken aber was getan. Der kernige Gerbstoff ist weniger kernig, die Kirsche kirschiger und hinter der Kirsche zieht ein Strauß an Gewürzen her. Zwetschgenröster, frische Pflaume, Brombeere und ein bisschen Weihnachten tauchen da auf. Charmant wirkt das alles immer noch nicht. Das ändert nichts daran, dass der Wein richtig gut ist, aber wer in den Arm genommen werden will, der ist hier gerade falsch. Das dürfte aber in ein paar Jahren ganz anders aussehen. Hätten wir eine zweite Flasche, ich würde mich sehr darauf freuen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Die Mittrinkerin scheucht in jedem Falle weiter Durstige durch die Multifunktionshalle.

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